Das Gründungsjahr 1904

 

Zeitgeschichtliches aus den Jahren um 1904:

 

Freie Turnerschaft Steinheim am Albuch konstituiert am 13. März 1904. Auf Anregung der Turnerschaft Heidenheim traten am 13. März 1904 30 junge Leute zusammen, um einen Turnverein zu gründen unter dem Titel „Freie Turnerschaft Steinheim am Albuch“. In die Vorstandschaft wurde gewählt: Vorstand Georg Dorfer, Schriftführer Georg Pharion, Kassier Ernst Ulmer, sowie drei weitere Ausschußmitglieder.

 

 

Erste Anschaffungen wurden gemacht

 

Soweit wörtlich die ersten beiden Seiten des Protokollbuches. Bereits am Sonntag, dem 20. März, fand die nächste Versammlung im Gasthof zur „Sonne“ statt. Hierbei wurden die Statuten festgelegt, über Beiträge, Eintritt, Austritt sowie den Ausschluß aus dem Verein beraten. Auch wurde dem Verein vom Sonnenwirt Wittlinger sein Tanzsaal als Turnlokal bereitwillig zur Verfügung gestellt, wo dann am Donnerstagabend und Sonntag früh die Turnstunden abgehalten werden konnten. In der folgenden Sitzung am 2. April wurde einstimmig beschlossen, Turnstäbe anzuschaffen, wobei jedes Mitglied 20 Pfennig beizusteuern hatte (Zöglinge ausgenommen). Erwähnenswert auch, dass man vorerst nicht dem Turngau beitreten wollte, und dass man 16 Paar Turnhosen bestellte, die die Mitglieder selbst zu bezahlen hatten. Von nun an fand monatlich eine sogenannte „Monatsversammlung“ statt, eine Einrichtung, an der heute noch im 6 Wochen Rhythmus festgehalten wird.
In der Sitzung vom 1. Mai war man sich einig, ein Salonreck anzuschaffen. Hierzu mussten aber 60 Mark aufgenommen werden. Dafür hatten sich die Mitglieder zu verpflichten, solange im Verein zu bleiben, bis die Schuld getilgt war. Ein Phänomen in der Vereinsgeschichte!
Erfreuliches konnte dem Ausschuss am 7. Juni berichtet werden: Fritz Nagel und Paul Maier gewährten dem Verein ein Darlehen  in Höhe von 50 Mark auf unbestimmte Zeit, ohne dass Zinsen dafür bezahlt werden mussten. Die Turnstunden sollten absofort Dienstags- und Donnerstagabends und an Sonntagen abgehalten werden. Die Geselligkeit wurde schon damals groß geschrieben. So fand zum Beispiel nach jeder Ausschusssitzung eine gesellige Unterhaltung statt. Außerdem berichtet das Protokoll von der ersten Turnfahrt, die am 22. Mai morgens um 7.30 Uhr in Steinheim startete und über Könnigsbronn, Oberkochen, Unterkochen, Aalen, Essingen, Mögglingen, Lautern, Rosenstein, Bartholomä wieder nach Steinheim führte. Ankunft hier abends 8.30 Uhr.

 

 

Die Gründungsfeier

 

Am 8. Juli 1904 beschloss man, die längst überfällige Gründungsfeier mit Preis- und Wetturnen im September abzuhalten. An diesem Tag aber wurde auch beschlossen, den Namen des Vereins in „Turnverein Steinheim“ zu ändern sowie dem Braunenberg-Gau beizutreten.

 

Haupttagesordnungspunkt für die Sitzung am 12. August war natürlich die Organisation der Gründungsfeier. Für 38 Mark verpflichtete man eine Abteilung der Stadtkapelle Heidenheim, Zimmer-meister Kaufmann hatte 16 Tische aufgeschlagen und dankenswerter-weise stellte Kreuzwirt Straub seinen Garten bereitwilligst zur Verfügung.

 


Das Programm für die Gründungsfeier am 4. September sah dann so aus: 6.00 Uhr Tagwache, ab 10.00 Preisturnen für hiesige Mitglieder, 14.00 Uhr Festzug vom Rathaus durch die Hauptstraßen zum Kreuzgarten (Festplatz), ab 15.00 Uhr Schauturnen, verschiedene Musikstücke der Heidenheimer Stadtkapelle, 17.30 Uhr Preisverteilung und ab 19.00 Uhr Ball im Kreuzsaal.
Von herrlichem Wetter begünstigt wurde nach dem Vormittagsgottesdienst mit dem Preisturnen begonnen (dieses Herrliche Wetter ist dem Turnverein Steinheim  bei seinen Großveranstaltungen bis heute treu geblieben).
Nach dem Festzug entwickelte sich im Kreuzgarten schnell ein turnerisch fröhliches Leben, welches seinen Anfang mit einer feurigen Rede des Gauvorstandes Bleibler an alle anwesenden Vereine nahm. Der großartige Ball zur
Gründungsfeier war von turnerischen Einlagen umrahmt und fand erst nach 2.00 Uhr morgens sein Ende.
Leider bescherte die Gründungsfeier dem Verein ein Defizit, welches dann die Mitglieder mit einem Beitrag von je 50 Pfennig auszugleichen hatten. Am 2. Oktober wurde ferner beschlossen, jedem zum Militär einrückenden Mitglied ein Geschenk von 3 Mark zu machen und zu diesem Zweck im Dorf eine Sammelliste zirkulieren zu lassen. Den diesbezüglich gestellten Antrag genehmigte der Steinheimer Gemeinderat auch. Die Sammlung ergab die stattliche Summe von 100 Mark.
Einziger Tagesordnungspunkt am 13. November war die „Christbaumfeier“. Sie wurde auf den 6. Januar 1905 – dem Erscheinungsfest – im Gasthof „Sonne“ festgelegt. Diese Christbaumfeier mit Gaben-verlosung begann um 18.00 Uhr mit einem gut vorgetragenen, wirkungsvollen zweistimmigen Chor. Der Abend wurde durch komische Stücke und turnerische Übungen abwechslungsreich gestaltet. Hauptsächlich an den präzis durchgeführten Freiübungen und den schönen Übungen des Stabfechtens konnte man deutlich die Fortschritte des Vereins wahrnehmen, was hauptsächlich dem eifrigen Turnwart R. Katz zugute kommt. An den strahlenden Gesichtern der Gäste konnte man ganz gut wahrnehmen, daß das Fest als ein gelungenes bezeichnet.

 

Wer dachte damals daran, wie die nächsten 100 Jahre wohl aussehen werden ...